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Sage Bass war nicht immer Sage Bass. Am 05.01.1998, ein Schneesturm wütete über dem Staat New York, kam Giuseppina Lionetti als zweite Tochter des Benedetto Lionetti zur Welt. Die Mutter, seine 23-jährige Geliebte, verstarb in dieser Nacht. Ein Angestellter der Firma ihres Vaters, er nannte sie nur the company, wartete im Südflügel des St. David Hospitals mit dem Säugling auf dem Arm. Ein stilles, so genügsames Baby, das sich wartend in die raue Härte seines Kamelhaarmantels schmiegte. Mit dem Tag seiner Geburt bereits Halbwaise, würde es sich sein ganzes Leben als vollständig elternlos fühlen. Ihr Vater tauchte in dieser Nacht nicht auf.
Sage, zu dieser Zeit wurde sie noch Giuseppina, kurz Gigi genannt, wurde in der Familie Lionetti nicht zwingend willkommen geheißen, viel mehr wurde sie toleriert, und wuchs auf dem majestätischen Landsitz im Norden des Staats New York im Angestelltenflügel auf. Die Frau ihres Vaters, Wilhelmina Lionetti, mied das junge Mädchen, da sie sie ausschließlich an die Untreues ihres Mannes erinnerte. Außerdem gab es in dieser Familie bereits eine Prinzessin – Gigis Halbschwester Giulia – die volle Begeisterung ihrer Anverwandten genoss.
Was immer Giulia besaß, besaß Gigi nicht. Ein eigenes Zimmer, ein eigenes Pferd, ein erstes eigenes Auto. Eine Mutter. Einen Vater.

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Gigi entwickelte sich zu einem frechen, furchtlosen, lauten Kind, und geriet erst so wieder auf den Schirm ihres Vaters. Bis sie zehn Jahre wurde, hatte sie niemals väterliche Liebe erfahren, und das sollte sich auch nicht ändern. Benedetto war kein Mann, der seine Tochter in den Arm nahm. Der ihr liebevoll in die Wange kniff. Der sich imstande sah, lange, intensive Gespräche zu führen. Aber er scharrte Gigi um sich, wann immer er sich um die Firma kümmerte. Nahm sie mit zu den Headquarters, schickte sie, als kleines Mädchen, von dem niemand Illegitimes erwartete, auf Botengänge. Setzte sie zu seinen Angestellten in ein Auto, eine Waffe auf dem Schoß.
Während Giulia in New Cork City die Privatschule besuchte, wurde Gigi in der Firma unterrichtet. Neben der amerikanischen Geschichte und Algebra lernte sie den Umgang mit Schusswaffen, sich mit den bloßen Händen zu verteidigen, und während eines Verhörs ausschließlich die Unwahrheit zu sagen.
Sie lernte zu lügen, ohne mit der Wimper zu zucken.
Sie lernte, Menschen zu lesen und zu manipulieren.
Sie lernte, Schutzgelder einzufordern, und nicht die Nerven zu verlieren, wenn die Angestellten ihres Vaters, oder ihr Vater selbst, eine wehrlose Person zusammenschlugen.

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Mit 18 Jahren arbeitete Gigi für die Firma. Mit 19 Jahren wurde sie mit dem Sohn eines Geschäftspartners ihres Vaters verheiratet. Um die Wogen zu glätten, hatte er gesagt. Gigi stimmte zu, denn alles, was ihr Vater für sie entschied, war richtig.
Francesco Rinaldi, ältester Sohn der Rinaldi-Großfamilie, war ein wortkarger, wenig führsorglicher Mann Anfang vierzig, der den Osten, und einen großen Teil der Mitte der USA mit Amphetaminen belieferte. Gigi war nie ärmlich aufgewachsen, doch durch ihn erfuhr sie ein Maß an Reichtum, das sie überforderte, einengte, und langsam zerstörte. Die meiste Zeit verbrachte sie von da an allein in Penthouses in New York, Philadelphia und Toronto, und ertränkte sich in Alkohol. Der Stillstand zwang sie, sich mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen, und stürzte sie somit unmittelbar in die Depression.
Als ihr Ehemann, zwei Tage nach ihrem sechsten Hochzeitstag, einen seiner engsten Partner umbringen ließ, er hatte Liefermengen auf halbem Weg nach Chicago abgefangen und über andere Abgänge, teurer, distribuiert, entschied Gigi, dass es Zeit war, auszubrechen.

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Durch die Firma ihres Vaters hatte sie Kontakte geknüpft, an die kein bürgerlich aufwachsendes Mädchen auf normalem Wege geraten würde. Für 20.000 USD besorgte sie sich neue Papiere. Sie schnitt und blondierte ihr langes, brünettes Haar, verwischte ihre Spuren in New York City, und setzte sich in einen Bus Richtung Indiana. Dann Wisconsin. Dann Norddakota. Auf halbem Weg stieg sie an einem Truckstop aus. Willkommen in Minnesota. Sie trampte in Richtung Norden, zu den großen Seen, und als sie entdeckte, dass sie endlich wieder atmen konnte, stieg sie aus.

[ x ] nein • [ ] ja, das von @

[ x ] nein • [ ] ja • [ ] spontane Entscheidung

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